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Wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Micro Arees

24.11.21In Gröpelingen soll ein lokales integriertes Gesundheitszentrum für alle (LIGA) entstehen, in dem wohnortnah und niedrigschwellig eine haus- und fachärztliche Versorgung gewährleistet ist. Wie in Triest eine wohnortnahe, kleinräumige Gesundheitsversorgung in Micro Arees in Triest etabliert wurde, war nun Thema einer LIGA-Veranstaltung im Bürgerhaus Oslebshausen.

In Gröpelingen soll ein lokales integriertes Gesundheitszentrum für alle (LIGA) entstehen, in dem wohnortnah und niedrigschwellig eine haus- und fachärztliche Versorgung gewährleistet ist. Gleichzeitig ist das Gesundheitszentrum interdisziplinär geplant: Medizinische, pflegerische, kurative, rehabilitative und soziale Angebote sollen Hilfe aus einer Hand leisten. Dr. Johannes Grundmann, der Präsident der Ärztekammer, arbeitete in einer fachlich und institutionell breit aufgestellten Arbeitsgruppe aus vielen an der gesundheitlichen Versorgung im Stadtteil Beteiligten 2019 an dem Konzept mit. Voraussichtlich 2022 wird LIGA in Gröpelingen starten.

Wie eine wohnortnahe, kleinräumige Gesundheitsversorgung in „Micro Arees“ in Triest etabliert wurde, berichtete Micro Arees-Mitarbeiterin Carmen Roll Interessierten der Arbeitsgruppe Mitte November im Bürgerhaus Oslebshausen. Einige Stadtteile in Triest sind von hoher Arbeitslosigkeit, Armut und einer hohen Kriminalitätsrate geprägt. Triest ist zudem eine der ältesten Städte Italiens: 30 Prozent der Bevölkerung sind 65 Jahre oder älter, in den sozial schwachen Stadtteilen ist dieser Anteil oft noch höher. Gleichzeitig fehlt eine wohnortnahe, leicht erreichbare Gesundheitsversorgung. Aufgrund der soziodemographischen Rahmenbedingungen haben die Menschen in diesen Stadtteilen ein höheres Risiko, schwer zu erkranken, und nehmen auch weniger am sozialen Leben teil.

Für einen besseren Zugang zu Gesundheitsleistungen, mehr sozialen Zusammenhalt und Teilhabe am öffentlichen Leben teilte Triest Anfang der 2000er die Stadt in Micro Arees ein – Bezirke mit 400 bis 2.500 Einwohnern – und etablierte in ihnen kleine Teams, die täglich für medizinische, soziale oder organisatorische Fragen vor Ort ansprechbar und erreichbar waren. Carmen Roll hat die Entwicklung des Konzepts über Jahre begleitet und sprach über ihre Erfahrungen. „Angefangen haben wir, indem wir uns mit Gartenmöbeln und Sonnenschirm auf einem zentralen Platz im Stadtteil aufgebaut haben“, sagte sie. „So haben wir die Menschen schnell kennen gelernt und wussten auch bald, wer wem in der Nachbarschaft hilft, wer finanzielle Probleme hat oder wer krank ist und Hilfe benötigt.“

Aus dem öffentlichen Anlaufpunkt wurde inzwischen ein fester in einem der betreuten Wohnhäuser, bei dem die Tür immer für die Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner offen steht. Auch Besuche bei weniger mobilen Menschen gehören zu den Aufgaben bei den Micro Arees. Bereits nach einem Jahr zeigten sich erste Erfolge des Programms: Die Krankenhauseinweisungen für psychische Erkrankungen sanken um bis zu 85 Prozent, für Atemwegserkrankungen um 56 Prozent und für kardiovaskuläre um 28 Prozent.

Der pluralistische Ansatz der Micro Arees fördert zudem auch den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil, so dass eine Gemeinschaft entstanden ist, die sich umeinander kümmert. „Wir finden heraus, welche Hilfe die Menschen individuell benötigen und organisieren diese dann auch“, sagte Carmen Roll. „Und wir dürfen uns dafür die Zeit nehmen, die es dauert.“

Informationen über LIGA:
www.liga-groepelingen.de


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