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Ein Plädoyer für die Dezentralisierung

26.04.18Ist die Selbstverwaltung ein Fundament für einen freien Beruf oder ein Auslaufmodell? Mit dieser Frage beschäftigte sich Carlos A. Gebauer, Fachanwalt für Medizinrecht aus Düsseldorf, in seinem Vortrag, den er anlässlich des Empfangs der Heilberufe in der Bremer Kunsthalle hielt.

Eingeladen hatten wieder die fünf heilberuflichen Bremer Körperschaften Ärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung, Kassenzahnärztliche Vereinigung, Psychotherapeutenkammer und Zahnärztekammer. Federführung hatte dieses Mal die Kassenzahnärztliche Vereinigung.

„Konsens ist gut!“, sagte Gebauer angesichts der harmonischen Stimmung, die er unter der Besucherinnen und Besuchern des Empfangs wahrgenommen hatte. „Eine Gemeinschaft funktioniert nur, wenn die Menschen das auch wollen, nicht wenn sie in die Gemeinschaft gezwungen werden.“ Die Macht des Zentralen habe sich auch durch die Digitalisierung verändert. „Früher wurde in Mainz der Buchdruck erfunden, der sich dann langsam seinen Weg in die Welt bahnte“, sagte Gebauer. „Heute sind Neuigkeiten in Millisekunden in der ganzen Welt verbreitet.“ Daraus folge auch, dass die Dezentralen früher dümmer waren, da sie nicht oder nur langsam aus der Zentrale informiert wurden. Heute herrsche Ubiquität – alles ist überall gleichzeitig verfügbar.

Gebauer bestärkte die Kammern darin, selbstbewusst ihre Dezentralisierung zu behalten und gegenüber der Zentrale ihren eigenen Weg zu behaupten: „Zentralen streben immer nach Macht im Dezentralen. Dezentralität teilt die Gewalt und begrenzt die Macht. Sie steht für Sachnähe in der Arbeit, denn die dezentrale Entscheidung setzt sich direkt mit den Gegebenheiten vor Ort auseinander.“ Die selbstverwalteten Standesvertretungen sollten selbstbewusst ihre Aufgaben erfüllen und allen Machtübernahmeversuchen der Zentrale widerstehen. „Vertrauen Sie auf sich selbst und Ihre Kernkompetenzen“, sagte Gebauer. „Wenn wir uns auf uns selbst besinnen, sichern wir unseren Berufsstand. Wir Freiberufler müssen das durchziehen!“ Der Vortrag ließ keine Fragen offen und so klang der Abend bei Fingerfood und sommerlichen Getränken mit entspannten Gesprächen aus.


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