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Berufszufriedenheit: Nachwuchs fordert Kulturwandel

09.05.18Wie zufrieden sind junge Ärztinnen und Ärzte mit ihrem Beruf? Darum ging es beim Dialogforum „Berufszufriedenheit junger Ärztinnen und Ärzte“ im Vorfeld des Ärztetags. Markus Wedemeyer, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Bremerhaven, war für die Ärztekammer Bremen dabei. Er schildert hier seine Eindrücke.

Für Professor Dr. Jakob Izbicki ist der Weg klar: Die Zukunft gehöre der „Super-Spezialisierung“, wenn man Familie und Weiterbildung unter einen Hut bekommen wolle. Und: Der „Facharzt light wird kommen“ und als Standard in Häusern der Grund- und Regelversorgung durchaus Chancen für jene bieten, die ihre Work-Life-Balance nicht der chirurgischen Weiterbildung opfern wollten. Um jedoch komplexe Eingriffe sicher zu beherrschen, müsse man nach Izbickis Einschätzung in Schwerpunktkliniken arbeiten, in denen private Dinge hinten an zu stehen hätten.

Die Bundesärztekammer hatte den chirurgischen Klinikdirektor aus dem UKE Hamburg für kernige Aussagen eingeladen – und wie gewünscht entzündete sich auf dem Dialogforum mit jungen Ärztinnen und Ärzten am 7. Mai in Erfurt daran eine lebhafte Diskussion. Das Forum, zu dem zum dritten Mal vor dem eigentlichen Ärztetag junge Kollegen eingeladen waren, hatte die Berufszufriedenheit des Nachwuchses zum Thema. Thüringens Kammerpräsidentin Dr. Ellen Lundershausen wünschte sich Hinweise, „wo der Schuh drückt.“

Doch nur mühsam konnte sich die Diskussion vom offensichtlichen Dauerkonflikt Chirurgie versus Familienplanung lösen. Immer wieder blieben die Wortbeiträge auch in Rechtfertigungen hängen. Dabei hatte Katharina Thiede, linke Delegierte aus Berlin, in ihrem Eingangsstatement auch andere Stichworte gegeben. Junge Ärzte wollten die Zeit der Weiterbildung für ihre Patienten einsetzen, aber sie seien „keine Verwaltungsheinis“. Izbicki hatte sie an ihrer Seite: Insbesondere Chirurgie sei „ein Handwerk, das zu lernen man Zeit benötigt“. Die Frage, wofür man die rare Zeit in der Klinik eigentlich einsetzt, sei ein entscheidender Baustein beruflicher Zufriedenheit.

Mehr als zwei Dutzend Wortbeiträge machten deutlich, wie sehr das Thema die junge Ärztegeneration bewegt. Und dabei kristallisierte sich heraus: Keine noch so gute Work-Life-Balance könne es ausgleichen, wenn die Entscheider die Weiterbildung „als Abfallprodukt des Klinikbetriebes“ betrachteten. Mehrfach wurde ein Kulturwandel in den Krankenhäusern gefordert. Wichtig war mir persönlich zudem der Hinweis, dass Berufszufriedenheit nicht mit der Facharzt-Prüfung endet. Die Landesärztekammern sind gefordert, auch nach der Weiterbildung Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich Ärzte laufend weiter entwickeln könnten.

Konkrete Lösungsansätze konnten sich im Verlauf nur mühsam herausarbeiten: Florian Vollrath aus Leipzig stellte eine Assistenten-Initiative vor, bei der kleine Schritte zu mehr Beteiligung gemacht wurden – bemerkenswerterweise beim privaten Träger Helios. Und: „Abstimmen mit den Füßen“, ebenfalls ein Aufruf von Thiede, „hilft nicht“, gab ein Kollege aus Hessen in einem Wortbeitrag zu bedenken. Man müsse „im System Dinge verändern“, seine Erwartungen deutlich formulieren und bei Bedarf auch mit deutlichen Worten einfordern.

Text und Foto: Markus Wedemeyer


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