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Praktische Handreichungen für den Umgang mit häuslicher Gewalt

28.11.18Handreichungen für den Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt hat die Arbeitsgruppe „Häusliche Gewalt“ am 26. November 2018 der 14. Delegiertenversammlung vorgestellt. Die Delegiertenversammlung befasste sich außerdem mit den Finanzen des Versorgungswerks und dem Haushaltsplan der Ärztekammer für 2019.

Zu Beginn berichtete Dr. Heidrun Gitter, die Präsidentin der Ärztekammer, über aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen in Bremen und im Bund. So sei in Bremen der Krankenhausrahmenplan 2018-2021 vom Senat verabschiedet worden, Vereinbarungsgespräche zwischen Krankenhausträgern und den Krankenhäusern liefen derzeit. Der Empfang der Heilberufe findet am 24. April 2019 – wie bisher – in der Kunsthalle statt. Gastgeber sei diesmal die Psychotherapeutenkammer.

Auf Bundesebene sei nun eine konsentierte Fassung der neuen (Muster-)Weiterbildungsordnung verabschiedet. Innerhalb des nächsten Jahres soll sie in Bremer Landesrecht übernommen werden. Die Bundesärztekammer (BÄK) arbeite derzeit an einem Anforderungsprofil für ein eLogbuch, das die erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen abbilden soll. Am 17. November fand in Berlin die Veranstaltung „BÄK im Dialog“ statt. Unter dem Titel „Patientenversorgung unter Druck – Auswirkungen der Ökonomie auf Patienten“ diskutierten Vertreter aus Klinik und Praxis, Wissenschaft, Wirtschaft und Selbstverwaltung über die Auswirkungen der Kommerzialisierung im Gesundheitswesen. Heidrun Gitter berichtete im Rahmen der Veranstaltung über die Arbeit der Koordinierungsstelle zu Zielvereinbarungen in Chefarztverträgen.

Versorgungswerk wirtschaftet erfolgreich

Im Anschluss berichtete Dr. Dorothea Probst, die stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsausschusses des Versorgungswerks,  über das Geschäftsjahr des Versorgungswerks im Jahr 2017. Das Jahr sei erfolgreich verlaufen, sagte Probst. So habe sich die Mitgliederzahl besser entwickelt als vom Versicherungsmathematiker kalkuliert: Die Zahl der aktiven Mitglieder im Versorgungswerk ist bis Ende 2017 auf 3.952 gestiegen und wächst 2018 weiter. Entsprechend dieser Entwicklung stiegen die Beitragseinnahmen des Versorgungswerks ebenfalls deutlich um sieben Prozent auf 55,5 Millionen Euro. Auch die Zahl der Versorgungsempfänger erhöhte sich auf 1.292 (2016: 1.217). Die Zahl der Berufsunfähigkeitsrentner bleibt auf niedrigem Niveau.

In Anbetracht des wirtschaftlich erfolgreichen Jahres und der günstigen Prognosen für die nächsten Jahre sprach sich der Verwaltungsausschuss des Versorgungswerks für eine Anhebung der Rentenbemessungsgrundlage sowie der laufenden Renten um jeweils 0,5 Prozent zum 1. Januar 2019 aus. Nach einer kurzen Diskussion stellten die Delegierten den Jahresabschluss 2017 des Versorgungswerks fest, entlasteten einstimmig Verwaltungs- und Aufsichtsausschuss und stimmten einstimmig der Anhebung der Renten und der Bemessungsgrundlage um 0,5 Prozent zu.

Für den Aufsichtsausschuss des Versorgungswerks standen Wahlen für eine neue Amtszeit von vier Jahren auf der Tagesordnung. Alle aktuellen Ausschussmitglieder kandidierten erneut und wurden einzeln jeweils einstimmig von der Delegiertenversammlung im Amt bestätigt. Vorsitzender des Ausschusses bleibt Dr. Martin Rothe, sein Stellvertreter Dr. Horst Elbrecht. Aicha Charimo Torrente und Dr. Jan Völker wurden ebenfalls im Amt bestätigt wie auch der Finanzfachmann Dirk Fornaçon und Claus Pfisterer als juristisches Mitglied.

Haushaltsplan 2019 verabschiedet

Danach befassten sich die Delegierten mit dem Haushaltsplan der Ärztekammer für 2019, den die Ärztekammer-Hauptgeschäftsführerin Dr. Heike Delbanco den Delegierten vorstellte. Der Haushaltsvoranschlag beläuft sich für das Jahr 2019 auf 2,833 Mio. Euro (2018: 2,960 Mio. Euro). Die Ausgaben sinken damit um 4,3 Prozent gegenüber dem laufenden Haushaltsplan. Der geringere Haushaltsansatz erkläre sich vor allem aus dem sinkenden Sachaufwand für die Gebäude der Ärztekammer an der Schwachhauser Heerstraße 24 und 30, nachdem die 2018 erfolgte Sanierung des Hauses Nr. 24 abgeschlossen sei, so Heike Delbanco.

Der Haushalt sei insgesamt unspektakulär mit wenigen Besonderheiten. Singuläre Steigerungen für das Jahr 2019 ergäben sich vor allem aus der bevorstehenden Ärztekammerwahl und der Klausursitzung des Vorstands der Bundesärztekammer, die im Sommer 2019 auf Einladung der Ärztekammer in Bremen stattfinde.

Die Beitragseinnahmen haben in den vergangenen Jahren stets über den kalkulierten Erträgen gelegen. Hier sei weiterhin von einer Steigerung auszugehen, so Delbanco, zumal auch die Mitgliederzahlen kontinuierlich anstiegen. Die 2018 beschlossene Änderung der Fortbildungsordnung bei der Anerkennung von Veranstaltungen habe sich nicht auf die Zahl der Veranstaltungen ausgewirkt. Da auch für 2019 mit starken Fort- und Weiterbildungsaktivitäten zu rechnen sei, könne hier wieder mit höheren Erträgen kalkuliert werden.

Dr. Ernst-Gerhard Mahlmann, der Vorsitzende des Finanzausschusses, bescheinigte der Ärztekammer eine solide Haushaltslage mit wenigen Risikofaktoren. „Bei uns wird gut gewirtschaftet“, sagte Mahlmann. Vergleiche man den Beitragssatz der Ärztekammer Bremen mit anderen Kammern, liege Bremen im Mittelfeld. Die Delegiertenversammlung beschloss einstimmig den Haushaltsplan 2019 und auf seiner Grundlage einen unveränderten Hebesatz von 0,52 Prozent. Der Hebesatz für den Kammerbeitrag bleibt damit im 17. Jahr in Folge konstant.

Praktische Hilfen für den Umgang mit häuslicher Gewalt

Handreichungen für den Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt hat eine Arbeitsgruppe aus sechs Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen in mehreren Sitzungen erarbeitet. Die Delegiertenversammlung hatte den Auftrag dazu im März 2018 erteilt. Dr. Susanne Hepe, die Leiterin der Akademie für Fortbildung, stellte gemeinsam mit Dr. Johannes Grundmann, dem Vizepräsidenten der Ärztekammer Bremen, den Delegierten die Ergebnisse vor.

Häusliche Gewalt bezeichnet körperliche, sexuelle, psychische und wirtschaftliche Gewalt zwischen Menschen, die in einem Haushalt zusammen leben. Angesichts der unlängst von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey vorgestellten aktuellen Zahlen zu häuslicher Gewalt sei die Arbeitsgruppe am Puls der Zeit gewesen, so Hepe. „Opfer von häuslicher Gewalt empfinden ihre Situation oft als ausweglos, sie werden nicht bemerkt und sie machen sich nicht bemerkbar.“ Umso wichtiger sei es, Ärztinnen und Ärzte zu sensibilisieren und ihnen praktische Hilfen zu geben, wenn sie sich mit Opfern häuslicher Gewalt konfrontiert sehen.

Informationen und Hilfe auf einen Blick gibt ein Ablaufdiagramm im Kitteltaschenformat. Entwickelt wurde das Diagramm von der Koordinierungsstelle S.I.G.N.A.L. e. V. aus Berlin, die Interventionskonzepte und Leitlinien für die gesundheitliche Versorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt entwickelt und verbreitet. Die Arbeitsgruppe passte die Karte für Bremen an. Weiterhin hat die Arbeitsgruppe ein Informationsblatt mit den wichtigsten Akutadressen für Bremen und Bremerhaven erstellt. Aus dem Leitfaden „Häusliche Gewalt“ der Ärztekammer wurde der Dokumentationsbogen entnommen und konsentiert, mithilfe dessen Ärztinnen und Ärzte die Folgen häuslicher Gewalt dokumentieren können.

In der Praxis leicht zu handhaben

„Wir haben den Schwerpunkt darauf gelegt, dass die Materialien in der Praxis leicht handzuhaben sind“, sagte Johannes Grundmann. „Es dürfen ja auch nicht zu viele Informationen auf einmal sein.“ Die gedruckten Materialien sollen an Kliniken, Hausärztinnen und Hausärzte, Fachärzte und Berufsverbände verteilt werden, so Susanne Hepe. Auch für Krankenpflegeschulen und die Fachweiterbildung Notfallpflege sollen die Informationen zugänglich sein. Alle Materialien werden zudem auf der Internetseite der Ärztekammer zum Herunterladen zur Verfügung gestellt.

Viele Gedanken hat die Arbeitsgruppe über ärztliche Fortbildung gemacht. Um Ärztinnen und Ärzte für das Thema Häusliche Gewalt zu sensibilisieren, soll es in das Curriculum Psychosomatische Grundversorgung und in die Reihen „Fit für den Facharzt“ Chirurgie und Allgemeinmedizin aufgenommen werden.

Die Delegierten bedankten sich für die praktischen Informationen und Materialien und gaben einige Anregungen. Ein Delegierter fragte, inwieweit der Dokumentationsbogen auch um den Hinweis auf Fotodokumentation ergänzt werden könne. Ein anderer Delegierter schlug vor, auf dem Ablaufdiagramm statt einer bundesweiten Kinderschutzhotline die Bremer Hotline zu veröffentlichen, damit Ärztinnen und Ärzte auf kurzem Weg Unterstützung bekommen. Ein Delegierter regte an, alle Infomaterialien auch auf den klinikeigenen Servern abzulegen, damit sie dort den Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung stehen. Susanne Hepe nahm alle Anregungen gerne an und wies darauf hin, dass auch die Mitglieder der Arbeitsgruppe die Informationen in ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern aktiv verbreiten werden.

Aufwandsentschädigungen und Reisekosten überprüfen

In einem weiteren Tagesordnungspunkt hatten die Delegierten zu entscheiden, ob sie die Aufwandsentschädigungs- und Reisekostenordnung der Ärztekammer überprüfen möchten. Die Ärztekammer zahlt ihren ehrenamtlich tätigen Kammermitgliedern Entschädigungen und Reisekosten, wenn sie sich als Prüfer für Ärzte oder MFA, Referent oder in Gremien engagieren. Die Ordnungen stammen aus dem Jahr 2002 und sind von einigen kleineren Ergänzungen abgesehen seit mehr als fünfzehn Jahren unverändert.

Heike Delbanco erläuterte, dass die geringen Entschädigungen von zum Beispiel 18 Euro pro Kandidat für Facharztprüfungen oder die seit 2004 nicht gestiegenen Referentenhonorare nicht mehr zeitgemäß scheinen. Sofern die Delegierten eine Überprüfung der Aufwandsentschädigungs- und Reisekostenordnung für notwendig erachten, wäre 2019 ein guter Zeitpunkt, so Delbanco. Aufgrund der anstehenden Kammerwahlen könnte die amtierende Delegiertenversammlung über punktuelle Änderungen oder auch Beibehalten der jetzigen Regelungen entscheiden. Sollten die Delegierten für eine Anpassung der Aufwandsentschädigungs- und Reisekostenordnung stimmen, müsste auch die Gebührenordnung überarbeitet werden.

Die Delegierten standen einer Überprüfung der Aufwandsentschädigungs- und Reisekostenordnung positiv gegenüber. Mehrere Delegierte erklärten sich bereit, in einer entsprechenden Arbeitsgruppe mitzuwirken.

Wahl der Delegierten für den Deutschen Ärztetag in Münster

Als Delegierte bzw. Ersatzdelegierte für den 122. Deutschen Ärztetag in Münster wählten die Delegierten Dr. Heidrun Gitter, Dr. Johannes Grundmann, Christina Hillebrecht, Dr. Birgit Lorenz, Bettina Rakowitz und Dr. Tadeusz Slotwinski. Die Delegierte Lara Serowinski fährt als Vertreterin der Ärztekammer zum Dialog-Forum „Junge Ärzte“ im Vorfeld des Ärztetages. Begleiten wird sie Markus Wedemeyer aus Bremerhaven, der bereits im vergangenen Jahr am Dialog-Forum teilnahm.

Die nächste Delegiertenversammlung findet am 11. März 2019 um 20 Uhr statt.


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